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Freitagmorgen. Renne durch die Wohnung und suche meine Mütze. Will nicht ohne die Mütze raus. Es...

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Wenn ich früher, nachts, vielleicht ein wenig angetrunken und vielleicht auch in eigenartiger...

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…ich bin natürlich auch froh, dass es hier so viel Freiheit gibt. Also zumindest, wenn man sie...

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Micha will sich ein Haus kaufen. In Brandenburg. Micha, der schon seit Jahren und bislang noch...

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Die Geschichte der Räuberei

Als Ende der 70er Jahre mal in Paris die sogenannten Tunnelräuber einen gigantischen und sehr langen Tunnel bis unter den Tresorraum einer Bank gegraben hatten, war die einhellige Meinung in unserem Dorf: „Na denen steht das Geld aus diesem Bankraub aber auch zu. Die haben richtig lange und hart gearbeitet. Die haben sich das verdient!“

Räuber, die wirklich fleissig und intelligent arbeiten, erfahren durchaus eine gesellschaftliche Anerkennung für ihre Arbeit.

In der Rhön gab es wohl Mitte des 19ten Jahrhunderts die Rhönräuber. Eine Räuberbande, die in der Rhön bevorzugt Wanderer und Handelsreisende ausgeraubt hat. Ihr Trick war es, auf dem höchsten Punkt, der teilweise auch wirklich erstaunlich steil und langgezogenen Wege durch das Rhöngebirge, den Reisenden aufzulauern. Da auf dem Gipfel von den, vom Aufstieg natürlich völlig erschöpften und entkräfteten Bürgern zurecht praktisch keine nennenswerte Gegenwehr mehr zu erwarten war, verlief der Überfall in der Regel unkompliziert und zivilisiert und auch die Flucht ging, da bergab, natürlich äußerst schnell vonstatten.

Die Rhönräuber verstanden es also, sich ausgesprochen intelligent die Berge zu Nutze zu machen und da sie hierfür natürlich auch immer früh aufstehen und die Berge rauf mussten, galt das, was sie taten als quasi ehrliches Räuberhandwerk, weshalb die Mitglieder dieser Räuberbanden auch als ganz normale, ehrliche Bürger angesehen und respektiert wurden.

Daran musste ich denken, als ich im letzten Sommer in der Rhön radwandern war.

In den geschwungenen Bergen der Rhön, die wenn man mit dem Fahrrad hinauf fährt allerdings sehr, sehr viel steiler sind, als sie noch auf der Karte des Touristikprospektes ausgesehen hatten. Jener Prospekt, der mir dieses Erkunden der Rhön mit dem Fahrrad als „Erholung pur“ angekündigt hatte.

„Erholung pur!“ Ich glaub, es hackt.

Wer freiwillig, ohne Not und tieferen Grund, also quasi zum Spaß, in brütender Hitze, mehrere blödsinnig steile Berge mit dem Fahrrad rauf und wieder runterfährt ist entweder ein Extremsportler oder ein völliger Idiot. Und da ich das eine ja nun nicht bin, bin ich dann wohl ein Extremsportler. Das hätte ich allerdings auch nicht vermutet.

Doch als wäre das alles noch nicht genug, erblicke ich auch noch beim neunten, dem letzten und höchsten Berg dieser erholsamen Radwandertour, dem großen Öchsel, knapp hundert Meter vor dem Gipfel, als ich aus einer Spitzkehre um die Kurve komme, diese Gruppe einheimischer Jugendlicher, die auf dem Gipfel rumlungert.

Ich sehe sie und begreife sofort: „Rhönräuber“, die hier völlig entkräfteten Radtouristen am Ende der neun Gipfel der „Schönheiten der Rhön-Tour auflauern.

Versuche, so cool zu wirken, wie ich nur eben kann. Ich weiß nicht, wer schon einmal versucht hat cool zu wirken, wenn er gerade in einem Tempo von ca. 3,5 bis 3,6 Stundenkilometern, aber trotzdem schwer tretend, knallrot, keuchend und hustend, extrem durstig und wirklich über und über schweissüberströmt einen Berg hochgefahren kommt. Es ist nicht einfach dabei cool auszusehen. Zumal, wenn einem auch noch gerade der Schweiss in Rinnsalen direkt von der Stirn in die Augen läuft, wodurch das Gesicht nicht nur knallrot mit hervorstehenden Adern ist, sondern auch noch aussieht, als würde man gerade weinen. Was man allerdings dem eigenen Gesicht nichtmal richtig übelnehmen kann, da man ja irgendwo auch, wegen des stechenden Schweisses in den Augen und den idiotischen Bergen im Allgemeinen, tatsächlich gerade weint.

Sie haben mich entdeckt. Einer der Jungs sagt:

Cooles Fahrrad.

Ihr wollt mein Fahrrad klauen?

Was? Wieso das denn? Hör mal, hier sind überall Berge, weißt Du, wie anstrengend das wäre, hier mit dem Fahrrad rum zu fahren.

Versuche etwas unauffälliger zu schwitzen und zu tropfen. Sehe hinter dem Schleier durch die Augen laufender Flüssigkeit wie sich einer der Jugendlichen zum Hinterrad runterbeugt und den äußerst kryptischen Satz sagt: Das hintere Ritzel klemmt. Meine Herren, mit einer so beschissen eingestellten Schaltung muss es unglaublich anstrengend sein, die Berge hier rauf zu kommen.

Sage unter Tränen: Ach, das geht schon. Weißte ich bin Extremsportler.

Echt, wir hatten gedacht, sie gehören zur anderen Gruppe der Leute, die hier hoch fährt.

Ich lächle gequält. Und ich hatte gedacht, ihr seid Rhönräuber.

Rhönräuber? Quatsch wir sind Dienstleister. Viele der Touristen die diese „Schönheiten der Rhön“-Strecke fahren, nehmen einfach zu wenig Wasser mit. Die sind oft froh, wenn sie hier nach dem Anstieg noch was bekommen können.

Ihr habt Wasser?

Er strahlt. Eisgekühlt!

Er holt eine Halbliterflasche aus der mobilen Kühltruhe im Kofferraum seines Autos. Jetzt strahle ich auch.

Oahh grossartig, ein Wunder! Meine Rettung! Ich würde alles für die Flasche Wasser geben.

Er grinst. Das trifft sich gut. Kostet nämlich 5 Euro.

Schön zu wissen, dass es die Rhönräuber bis heute verstehen, sich intelligent und zivilisiert die Berge zu Nutze zu machen.

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