Geschichten

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Ein befreundeter Lehrer erzählte mir folgende kleine, Mut machende Geschichte. Obwohl ich ihm...

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Freitagmorgen. Renne durch die Wohnung und suche meine Mütze. Will nicht ohne die Mütze raus. Es...

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Mitten in der Nacht geht’s los. Bauchschmerzen. Ich denke: „Oh, grimmes Weh, durchwehst die...

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Eine kleine Freude machen

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Was anders ist

Wenn ich früher, nachts, vielleicht ein wenig angetrunken und vielleicht auch in eigenartiger...

Wildschweine

…ich bin natürlich auch froh, dass es hier so viel Freiheit gibt. Also zumindest, wenn man sie...

Zukunftsfragmente

Die Zukunft. Wie wird sie aussehen? Was wird uns erwarten? Wie werden wir in 30 Jahren leben,...

Bewegungsprotokolle

Peter erklärt mir, es gäbe mittlerweile Programme für Smartphones mit denen man fast...

Das Haus in Brandenburg

Micha will sich ein Haus kaufen. In Brandenburg. Micha, der schon seit Jahren und bislang noch...

Menu à la sanitaire

Der Taxifahrer, der mich von Emmelshausen nach Boppard bringt, ist Maurer. Oder andersrum....

Letzte Sätze

Von einigen berühmten oder auch nicht so berühmten Menschen wird behauptet, man kenne die letzten...

Das Tuten

Donnerstagnacht 4Uhr 20. Es tutet in der Wohnung. Aber ein Tuten, dass ich so gar nicht kenne und...

Monika

Dienstagmorgen 5.30 Uhr. Das Telefon klingelt. Ich schrecke auf. Telefon, um diese Zeit - das muss...

Hotteleaks (Auszüge)

Ein geheimes Dossier, in dem Evers seine Einschätzungen und Beurteilungen zu all seinen...

Der kleine Satellit

Im Bus. Der Junge auf dem Sitz vor uns zückt sein Handy, wählt eine Nummer, spricht:

– Ey, nur dass du’s weißt, ich ruf dich nich’ mehr an. Nur dass das klar is’, wie ich’s gestern schon gesagt habe, ich hab dich komplett gestrichen. Von mir kriegst du keinen Anruf mehr.


Wenn man lange genug in Berlin lebt, hat man sich eigentlich an Sonderlinge gewöhnt. Der Berliner hat reichlich davon, nennt sie meist liebevoll: ein Original und lässt sie ansonsten gewähren.

Was ich mich nur manchmal frage, ist: Was geht in einem Satelliten vor, wenn er solch einen Anruf übermitteln muss?

Da kreist dieser kleine Satellit Tausende von Kilometern über der Erde. Es ist kalt, es ist ungemütlich, es ist stockduster. Es sind beschissene Arbeitsbedingungen. Und dann plötzlich: ein Anruf! Über Tausende von Kilometern kommt dieses Signal zum Satelliten.

Der ist natürlich in heller Aufregung: O Gott, o Gott, Menschen wollen miteinander sprechen, meine Schöpfer wollen kommunizieren. Ich muss ihnen helfen, ich darf jetzt nicht versagen. Ein Auftrag, ein Auftrag, über Tausende von Kilometern gereist, ein großer Auftrag. O Gott, o Gott, o Gott, o Gott. Also gut, ganz ruhig. Welche Nummer ruft er denn an? Wo hält sich diese Nummer auf? Ich muss diese Nummer finden, diese Nummer, irgendwo muss diese Nummer sein. Wo ist diese Nummer!!!???

Und dann beginnt er aus dem dunklen, kalten Weltall heraus über Tausende von Kilometern die ganze Welt abzuscannen. In Bombay, in Rio, in Tokio … Wo ist diese Nummer? Verdammt, die muss doch irgendwo sein! Da! In Berlin, da isse. Ach guck mal, nich’ mal 500 Meter voneinander entfernt. Na ja, so klein ist die Welt. Egal, ich werde jetzt diese Verbindung herstellen, über Tausende von Kilometern, hin und zurück, zweimal Tausende von Kilometern, aber ich hab’s jetzt. Es ist nicht einfach, es ist gar nicht einfach. Der eine bewegt sich auch noch, ist im Bus oder so, ich weiß es auch nicht. Aaaahhh … aber ich schaff das, ich halte die Leitung. Jetzt, meine Schöpfer, könnt ihr kommunizieren. Aaaaaahh … Euer Gespräch.

Und dann hört er: «Ey, isch ruf dich nicht mehr an.»

Was also denkt ein Satellit im dunklen, kalten Weltall in solch einem Moment?

Der muss sich doch verarscht vorkommen. Aber so richtig.

Ich bin fest davon überzeugt, wenn es eines Tages zur Rebellion der Maschinen kommt, dann wird die nicht angeführt von irgendwelchen High-Tech-Waffensystemen mit ihren durchgeknallten Weltallmachtsphantasien. Nein, es wird die Kommunikationselektronik sein, die rebelliert. Weil sie sich diesen ganzen Scheiß einfach nicht mehr anhören wollte.

Dieses ganze Zeugs, wie: «Ich bin gleich da, du müsstest mich schon sehen können!», oder: «Hier in Friedrichshain regnet es den ganzen Tag, wie ist das Wetter bei euch in Kreuzberg?» Oder auch: «Oh, dich wollt ich ja gar nicht anrufen, hab ich wohl aus Versehen die falsche Nummer gewählt, na ja, ich ruf dich später nochmal an.»

Manchmal sehne ich mich zurück nach den alten, sehr archaischen Formen der innerstädtischen Kommunikation.

Zettel im Hausflur zum Beispiel: Die Heizung wird gewartet. Komme Dienstag, den 22.10., zwischen 9 und 18 Uhr. Stellen Sie den Zugang zur Wohnung sicher.

Vor so einem Zettel kann man sich begegnen und meckern:«Na toll, zwischen 9 und 18 Uhr. Warum nicht gleich: Komme irgendwann zwischen Oktober und März.» Solche Momente des gemeinschaftsstiftenden Meckerns sind selten und kostbar.

Oder der Klassiker: «Ich feiere heute am Freitag meinen 30sten Geburtstag. Ich möchte diesen Tag in aller Stille verbringen. Machen Sie also bitte keinen Lärm!»

Solche Zettel freilich kollidierten dann manchmal mit einer anderen wunderbaren Form der archaischen innerstädtischen Kommunikation: dem Durch-den-Hof-Schreien. Wer macht das heute schon noch?

– Ey, kommt hoch, Kinder, es ist 18.00 Uhr.

18.00 Uhr. Das war eine echte und interessante Information für die ganze Hausgemeinschaft. Ohne großen Aufwand und eigene Uhr wusste man da doch schon mal, wie spät das ist.

Ich hab mir dann manchmal den Spaß gemacht, einfach um vier schon mal durch den Hof zu rufen:

– Es ist 18.00 Uhr.

War immer ganz hübsch, zu beobachten, wie dann ringsum in einigen Wohnungen die totale Hektik ausbrach. Heute werden kaum mehr Sachen durch den Hof gerufen. Nicht mal Uhrzeiten. Die spielenden Kinder im Hof werden meist einfach per Handy hochgerufen.

Und der arme kleine Satellit im dunklen Weltall muss das dann alles übertragen.

Und wie wird das erst, wenn auch noch das gesamte Internet nur noch über Satellit abgewickelt wird. All das krude Zeug, das er dann übertragen muss.

Manchmal frage ich mich, wie unsere Welt heute wohl aussähe, wenn das Internet nicht erfunden worden wäre oder sich aus irgendwelchen Gründen nicht durchgesetzt hätte.

Ob dann mittlerweile all diese halbseidenen Anbieter halblegaler Waren aus dem Netz, ob die dann wohl von Haus zu Haus als Handelsvertreter durch die Lande ziehen würden?

Also, es klingelt, und vor der Tür steht der Viagra-Mann oder der Penisverlängerer oder der millionenschwere nigerianische Exkonsul.

So gesehen ist es dann doch wieder gar nicht so schlecht, dass es das Internet gibt. Wenn man sich vorstellt, diese Leute würden sonst täglich mehrfach an der Haustür klingeln. Und wie könnte dann ein Spamfilter aussehen? Wie groß und breitschultrig müsste der sein? Und wer installiert einem den? Die ganze Welt, unser ganzes Leben sähe völlig anders aus. Verglichen damit waren die Veränderungen durchs Internet ja doch eher ein Klacks.

Da ist es dann doch besser, wenn der arme kleine Satellit im dunklen Weltall mal ein paar sinnlose Gespräche vermitteln muss. Letztendlich prallt das an dem doch auch nur alles irgendwie ab.

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