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Brot von gestern
Freitagmorgen. Renne durch die Wohnung und suche meine Mütze. Will nicht ohne die Mütze raus. Es ist viel zu windig. Würde mich erkälten. Aber verdammt, wo ist sie nur?
Ah, mit diesem Suchen und Wühlen wird das nix. Setze mich an den Computer und google nach der Mütze.Zack, da ist sie schon! Der Google-Link leitet mich weiter zu YouTube, und mit ein paar Klicks bin ich bei meinem eigenen Videostream.
Seit ich mich immer beim Nachhausekommen filme und dann den kleinen Film sofort bei YouTube ins Netz stelle, spare ich viel Zeit. Zeit, die ich sonst immer fürs Suchen von Mütze, Schal, Schlüssel, Schirm oder Schuhen gebraucht habe. Ich gucke mir einfach am nächsten Morgen bei You-Tube meinen Videostream vom Nachhausekommen an, und rumms! kann ich genau sehen, wo ich alles hingeschmissen habe. Was hab ich früher nicht alles ständig gesucht, aber jetzt kann ich genauso einfach, schön und unkompliziert leben wie alle anderen auch.
Dieses YouTube ist super. Kann ich verstehen, dass Google da 1,6 Milliarden Dollar für bezahlt hat. Hätt ich auch gemacht. Aber ich hab den Moment verpasst …O nein, ich hatte die Mütze beim Nachhausekommen gar nicht auf. Ich muss sie schon in der Kneipe liegen gelassen haben. Aber in welcher?
Ah, so ganz und immer hilft einem die moderne Technik eben doch nicht weiter. Irgendwann stößt sie an ihre Grenzen. Da muss wohl heute Nacht ich alte Suchmaschine selbst nochmal ran und durch alle Kneipen gucken. Termine! Termine!
Aber jetzt muss es irgendwie anders gehen. Setze mir die Camcorder-Tasche auf den Kopf und ziehe los.
Der Bäcker hat sich irgendwie verändert. Stimmt, er heißt plötzlich nicht mehr Lekkerback, sondern Spitzenback. Na, Selbstvertrauen haben sie ja. Scheint sich aber auch auszuzahlen. Immerhin drei Leute sind vor mir in der Schlange.
Und auch die Verkäuferin ist nigelnagelneu. Der Mann ganz vorne unterzieht sie gerade einem ersten ernstzunehmenden Test:
“Guten Tag, ich möchte gerne für morgen ein Brot von gestern vorbestellen.”
“Sie wollen was?”
“Ein Brot von gestern vorbestellen. Für morgen.”
“Das geht nicht. Das morgige Brot von gestern ist ja heute schon da. Das kann man nicht mehr vorbestellen.”
“Aber morgen kostet das Brot von heute, weil’s von gestern ist, doch nur noch die Hälfte.”
“Ja.”
“Na und das will ich.”
“Aber das geht nicht. Heute gibt es noch kein Brot, das morgen von gestern ist.”
“Ja, aber da hinten liegt es doch.”
“Was?”
“Na, das Brot, das morgen von gestern ist. Da hinten.”
“Ja, aber das ist doch von heute.”
“Eben, deshalb will ich’s vorbestellen. Dann kostet’s ja nur die Hälfte.”
“Ja, ja, aber das geht nicht. Man kann Brot von gestern nicht vorbestellen. Wie stellen Sie sich das denn vor? Wenn das alle machen würden. Wo sollte ich denn das ganze Brot lagern? Den Platz hab ich hier gar nicht.”
“Der Lagerplatz ist das Problem?”
“Ja, genau. Ich brauch doch morgen den Platz für das Brot von morgen.”
“Na ja, wenn das das ganze Problem ist, bestell ich eben jetzt für morgen ein Brot von gestern, aber nehm’s heute schon mit.Die Verkäuferin starrt ihn an. Dann starrt sie auf die Schlange, die mittlerweile bis fast auf den Bürgersteig angewachsen ist. Mit leeren Augen packt sie das Brot ein, kassiert den halben Preis und schaut zur nächsten.”
“Bitte?”
“Ich würde gerne für morgen sechs Brötchen von gestern vorbestellen.Der Blick der Bäckereifachkraft wird noch leerer. Dieses Mal verzichtet sie bereits auf einen Dialog.Dann bin ich dran. Die Verkäuferin fragt mich, ob ich eine Camcorder-Tasche auf dem Kopfe trage.”
Sage: “Ja, warum?”
“Na weil … … ach, egal.” Sie schiebt mir vier Croissants rüber, murmelt: “Is okay, stimmt so.”
Ich glaube, die Verkäuferin wird nicht lange in unserer Bäckerei arbeiten.”
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