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Chance als Scheitern
Neulich habe ich etwas gemacht, was ich mittlerweile wirklich viel zu selten mache. Ich hab mich mal wieder ganz in Ruhe hingesetzt und ein gutes Buch gelesen. Es war die Gebrauchsanleitung meines Videorecorders.
Vielleicht ist es jetzt nicht direkt nachvollziehbar, warum das so erhebend war. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass der Videorecorder ja gerade erst kaputtgegangen ist.
Irreparabel kaputt, für immer, weil: So was repariert dir ja heutzutage keiner mehr. War aber trotzdem interessant. Schon erstaunlich, was dieses Gerät alles gekonnt hätte. Mensch, mensch, mensch, was sich das allein alles merken konnte.
Schon irgendwo schade, dass ich es nur zum direkten Aufnehmen und Abspielen genutzt habe. Wahrscheinlich hat sich der Videorecorder in der gesamten Zeit hier völlig unterfordert gefühlt. Ist wohl am Ende ziemlich verbittert gewesen, hat still in sich reingeschimpft: «Mann, mann, mann, mann, mann, wie ich dieses ewige Aufnehmen und Abspielen satt habe. Ich könnte bis zu zehn Programmierungen gleichzeitig ausführen, im Monatlich-, Wöchentlich-, Täglich-, Stündlich-Modus, mit Timer, Showview, VPS, was de willst, weckfunktion, Kindersicherung, sogar Passwörter kann ich mir merken, aber nix, nix, nix, nix, nix … Er benutzt immer nur die fünf oberen Tasten. Oh, diese Flasche! Ich mag bald nicht mehr … »
Ob ihn das wirklich ins Grab gebracht hat? Diese ständige Unterforderung?
Weiß noch, wie ich vor Monaten mal versehentlich auf die Einstellungs- und Programmierungstaste auf der Fernbedienung gekommen bin. Hui, da war was los.
Wie aufgeregt der war. Was der mir nicht alles vorgeschlagen hat. Und hier noch ‘ne Idee, und da noch ‘n Menü und «hallo, hallo, hallo, das könnte ich auch noch».
Überhaupt nicht mehr zu bremsen war er da. Wusste mir dann nicht anders zu helfen, als den Stecker zu ziehen und ihn erst zwei Tage später, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, wieder einzustecken. Danach war er einfach nicht mehr derselbe. Vielleicht hat ihm das letztendlich den Lebensmut genommen.
Und jetzt ist es ganz vorbei.
Wie viele meiner Geräte wohl noch völlig unterfordert sind? wahrscheinlich alle. Also bis auf den Eierkocher, denn den benutze ich ja überhaupt nicht. Der weiß gar nicht, wie das ist, mal Strom zu kriegen, eingeschaltet zu werden oder so. Der kennt das nicht anders, der denkt sich nix dabei .
Auf meinem Handy gibt es Menüleisten, auf denen noch nie zuvor ein Mensch gewesen ist. Wenn Außerirdische mal geheime, hochentwickelte, alle Probleme lösende Technologie auf der Erde verstecken wollen, sollten sie dies auf den unteren Menüleisten meines Handys tun. Dort wird nie jemand davon erfahren.
Wahrscheinlich haben sie das auch schon längst getan. Im Flur stehen 1a Laufschuhe. Vorletztes Jahr nach dem Berlin-Marathon dachte ich: Das kannst du auch. Hab gleich am nächsten Tag mit dem Training begonnen. Erst mal ein paar Kilometer locker durch den Park. Aber nach 800 Metern hatte ich das Gefühl, die Lungenflügel fliegen mir um die Ohren. Konnte mir nicht erklären, woran das lag.
Kam dann zu dem Schluss: wahrscheinlich die Schuhe, du hattest einfach nicht die richtigen Schuhe. Habe mir dann diese Top-profi-Laufschuhe gekauft, ergonomisch getestet im Windkanal, in der Wüste, im Gebirge; belastbar bis weit über 100000 Laufkilometer. Heute sind diese Schuhe die wahrscheinlich am meisten unterforderten Gegenstände in meinem Haushalt.
Bin immerhin im letzten Jahr mit ihnen mal an die Marathonstrecke, damit sie wenigstens mal anderen beim Laufen zugucken können.
Wenn ich mir demnächst einen neuen Videorecorder kaufen will, wird der Verkäufer sicher sagen: «Das ist Quatsch.” Ich soll mir lieber einen DVD-Recorder kaufen, die können mittlerweile noch mehr. Und mir wird das natürlich einleuchten, denn je mehr technische Möglichkeiten man hat, desto größer ist das Gefühl von Freiheit, von Unabhängigkeit. Aber natürlich nur, solange man diese Möglichkeiten nicht zu nutzen versucht. wahrscheinlich würde das ja eh alles nicht wirklich funktionieren, und dann hält man sich für zu blöd. Da ist es doch besser, zu denken, man könnte, wenn man nur wollte, aber muss ja nicht.
So, wie damals in der Schule, wo ich auch häufig gar nicht erst versucht habe, die Fragen der Lehrer zu beantworten. Dafür dann aber denken konnte: Wenn ich nur wollte, wenn ich mir wirklich Mühe geben würde, wäre ich wahrscheinlich der Allerschlauste hier. Ein gutes Gefühl, allein dieser Glaube hat mir gereicht. Ich hatte eine glückliche Kindheit.
Werd ich mir nun also einen DVD-Recorder kaufen. Was aber wird dann aus den gut 200 Videokassetten werden? Werde sie wohl neben den kaputten Plattenspieler und die rund 500 Schall platten stellen und dann geduldig warten, bis das alles total die Raritäten sind und damit schweinemäßig wertvoll. Quasi eine weitere Säule meiner Altersvorsorge.
Und dann werd ich mal wirklich eine gute Tat vollbringen. Ich werde zur Waschmaschine gehen und einfach mal eines dieser abstrusen Waschprogramme laufen lassen. Pflegeleicht-FeinwäscheSynthetik-Spezial, mit extra Wasser, schonend schleudernd, bei aktivierter FuzzyLogik-Automatik, Energiespartaste, 37 Grad im Bettwäschemodus. Na, die wird Augen machen. Hoffentlich wird der Eierkocher nicht neidisch.
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