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Die siebzehn-Faktor-Authentifizierung

An der Bushaltestelle.

Eine mir unbekannte Frau rennt plötzlich auf mich zu und beginnt, hektisch zu reden:
«entschuldigen Sie bitte, Sie kennen mich nicht. Aber Sie sehen meinem Mann so unglaublich ähnlich. und der hat sich doch jetzt die Nase gebrochen. weshalb das blöderweise mit dieser Gesichtserkennung nicht mehr funktioniert. Also dürfte ich bitte mal kurz mit ihrem Gesicht sein Handy entsperren?»

Ich bin ja nun wirklich niemand, der der Veränderung der Sprache grundsätzlich skeptisch gegenübersteht. im Gegenteil. Ich halte das für eine Notwendigkeit, einen wesentlichen Bestandteil der Entwicklung einer Gesellschaft. weshalb ich andererseits auch dafür bin, Texte in der Sprache ihrer Zeit zu belassen.

Dennoch habe ich eine gewisse Freude an manchen neuen Wortungetümen des alltäglichen Sprachgebrauchs, wie zum Beispiel seit kurzem an der Zwei-Faktor-Authentifizierung.

Ich finde das einen tollen Begriff. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung macht nicht nur angeblich mein Onlinebanking sicherer, sondern dient mir seit einiger Zeit auch als verlässlicher Test, ob denn noch ein weiteres Bier okay wäre.

Solange ich in der Lage bin, unfallfrei Zwei-Faktor-Authentifizierung zu sagen, kann es eigentlich so schlimm nicht sein. Da muss ich mir noch keinen Kopp machen. Quasi meine persönliche neun-Silben-Authentifizierung.

Die achtjährige Tochter unserer Nachbarn beispielsweise sagte gestern, nachdem sie ihrer Mutter und mir eine Weile zugehört hatte: «Zwei-Traktor-Autoverzierung». Daher darf sie kein Bier.

Das alles folgt für mich einer nachvollziehbaren höheren Ordnung, mit der ich keine Probleme habe.

Doch der Satz «Dürfte ich bitte mal kurz mit ihrem Gesicht sein Handy entsperren» macht mich nachdenklich. Also auf eine Art.

Auf eine ganz ähnliche Art berührte es mich, als mir meine Bank kürzlich mitteilte, sie werde das TAN-Listen-Verfahren abschaffen. Ich war schon sehr überrascht, als ich feststellte, dass mich das tatsächlich traurig machte.

Da rechnet man doch nicht mit. Also, dass man eine emotionale Verbindung zum TAN-Listen-Verfahren hat. Hatte ich aber. Offensichtlich. So viele Erinnerungen, die plötzlich aufploppten. All diese Erlebnisse. Ich konnte mich überhaupt nicht dagegen wehren.

Beispielsweise wie ein Freund kurz nach der damaligen Einführung leider das Prinzip falsch verstanden hatte und vollkommen verzweifelt war, weil er tatsächlich meinte, man müsste jetzt allet TAN-Zahlen auf der zugeschickten Liste auswendig lernen. Alle! Komplett!

Er war vollkommen durch den wind. Man konnte ihn gar nicht mehr erreichen. Und dann hat er das gemacht. Die TAN-Codes auswendig gelernt und es sogar geschafft. Also fast, aber immerhin. eigentlich ist er schon sehr, sehr intelligent.

Also im Prinzip. woran man aber eben auch recht gut sieht, wie relativ der Begriff Intelligenz doch ist.

Heute, sagt er, verwechselt er ständig die Namen seiner mittlerweile vier Kinder. Kann aber immer noch die ersten zwanzig Kombinationen der damaligen TAN-Liste auswendig, weshalb er seinen Kindern heimlich TAN-nummern zugeordnet hat. So kann er sie besser unterscheiden. was genau das zeigt, was ich immer sage: nichts, was man lernt, ist für umsonst.

Selbst die Dinge, bei denen man sich zunächst wirklich sicher ist, sich unnütz gequält zu haben. Irgendwann kommt doch der Moment, in dem man froh ist, darauf zurückgreifen zu können. Statt des TAN-Listen-Verfahrens haben wir jetzt also die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch gut. was tut man nicht alles für das Gefühl von ein bisschen mehr Sicherheit.

Wobei, wie lange wird die jetzt wohl ausreichen? Also ab wann sind auch zwei Faktoren nicht mehr sicher genug, sodass man dann drei, vier, fünf, sechs, sieben oder noch mehr Faktoren zur Authentifizierung benötigt? Wie fern ist der Tag, an dem ich für eine schlichte Überweisung womöglich eine mehrstündige Siebzehn-Faktor-Authentifizierung durchführen muss?

Während der ich wahrscheinlich neben Gesichts-, Daumen- und Iris-Scan auch noch eine schnelle Ultraschallaufnahme verschiedener innerer Organe machen soll? Mit meinem Fitnessarmband, das Ultraschall natürlich längst kann.

Genauso wie Kernspintomographie und – Milch aufschäumen. was aber letztlich nur eine Nebenfunktion des Tätowierlasers ist. Wobei dafür keine Zeit ist, denn es folgt ja schon der nächste Faktor, bei dem ich aufgefordert werde, vor der Kamera eine bestimmte Schrittfolge zu tanzen, um danach für die Spracherkennung verschiedene Gedichtzeilen in unterschiedlichen Dialekten rezitieren oder bekannte Lieder rückwärts singen zu müssen. Bis ich endlich im letzten Schritt einen eigenen, von mir festgelegten privaten Code eingeben darf, der aber mindestens enthalten muss: einen Großbuchstaben! und einen Kleinbuchstaben! und eine Zahl! und ein Sonderzeichen! und je ein Element aus dem griechischen, kyrillischen, elbischen und klingonischen Alphabet sowie ein Symbol aus der Textilpflege! Aber, und dies ist ganz wichtig, maximal sechs Stellen haben darf! Wenn ich dann also, nachdem ich rund einen halben tag mit dieser Siebzehn-Faktor-Authentifizierung zugebracht habe, endlich online sehe, dass die Überweisung jetzt leider nicht ausgeführt werden kann, da gerade Wartungsarbeiten stattfinden, und ich es später noch einmal probieren soll – dann werde ich wohl, wie so oft, in den Spiegel schauen und denken: «ey, es wäre schön, wenn jemand mal mein Gesicht entsperren könnte!»

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